Hallo zusammen,

ich bin neu hier und möchte mir gerne einen Gutbrod 1050 zulegen. Es sollte ein Spaßtraktor werden ohne einen beruflichen Hintergrund.

Öfters bin ich über die Version 1050 gestolpert und habe mir schon einige Inserate angesehen. Möchte jetzt auch gerne welche Anschauen. Und hier gerne meine Fragen:

a. Kann man den Gutbrod 1050 als Anfänger empfehlen?

b. Worauf muss ich beim Kauf achten?

c. Gibt es bereits schon bekannte Mängel bei diesem Typ?

d. Was wäre ein guter Preis?

e. Wie intensiv sind die Wartungsarbeiten? Kann man hier selbst tätig werden?

f. Wie sieht es mit Ersatzteilen aus?


Hoffe Ihr könnt mir weiterhelfen.

Danke und viele Grüße

Benjamin

Moin Benjamin,

Deine Frage unter e ist ein großer Widerspruch zu allen anderen Fragen.

Man muß alles selber machen Dann ist es erst ein richtiges Hobby. Alleine das Fahren damit wird einen schnell über und das Teil steht dann nur noch rum.
Viele Menschen suchen als Ausgleich zum Büroalltag ein handwerkliches Hobby. Das hat den riesigen Vorteil, daß man am Ende einer Arbeit sieht und anfassen kann, was man geschafft hat. Man kann stolz darauf sein oder man erkennt sofort, was vermurkst worden ist und muß noch einmal ran um es besser oder richtig zu machen. Tatsächlich ist bei einem Hobby der Weg das Ziel.

Ohne Kenntnisse oder Ausbildung in der Mechanik von alten Fahrzeugen sollte man sich nicht auf einen alten Gutbrod einlassen. Ansonsten wächst einen das alles über den Kopf und man hat das nicht, was man ja eigentlich haben will: SPASS
Wenn man keine Kenntnisse hat, aber Spaß am Lernen und Ausprobieren und nicht unbedingt zwei linke Hände, kann das aber ein schönes Hobby sein. Dafür sollte man aber darauf gefaßt sein eine Grundausstattung an Werkzeug anzuschaffen und genügend Platz für Arbeiten im Trockenen sollte auch vorhanden sein. Der 1050 ist gerade klein genug um daran alleine arbeiten zu können. Man kann die Teile des Treckers ohne Hilfe einer zweiten Person wuppen. Z. B. Motorausbau ist kein Problem.

Die wichtigen Teile wie Kupplung, Zündung, Dynastarter, Regler sind noch erhältlich. Auch Kolben, Kolbenringe und Ventile sind aufzutreiben aber da muß man schon mit Kosten rechnen. Mechanische Gestänge und Hebel muß man evtl. selber herstellen, wenn mal etwas abbricht oder durchgerostet ist. Getriebeteile kann man aus ausgeschlachteten Gutbrod´s einbauen.

Beim Kauf ist darauf zu achten, kein ausgelutschtes Fahrzeug zu ergattern. Die Trecker sind ja inzwischen schon sehr alt. Also die Kompression messen, auf runden und durchzugkräftigen Motorlauf achten, Vorder- und Hinterachse auf Beschädigungen, Risse und Leckagen checken, Lenkung auf Spiel, auch in den Kugelköpfen, überprüfen.
Besonders auf die Spurverstellung der Hinterräder achten. Hier kann es leicht etwas wackelig sein. Auspufftopf auf Durchrostung kontrollieren.

Auch die exotischte Reparatur kann man machen. Harald Rieger läßt Zahnräder neu herstellen. Zylinder können aufgebohrt und Kurbelwellen geschliffen werden. Selbst gebrochene Getriebegehäuse sind reparierbar, dann kostet es aber!

Ein richtiges Hobby ist es, einen Trecker ganz zu zerlegen, alle Verschleißteile, wie Lager und Dichtungen zu erneuern, den Trecker komplett neu zu lackieren und im Originalzustand "besser als neu" wieder aufzubauen. Das ist viel Arbeit und kostet auch etwas. Bringt aber eine enorme "Befriedigung" und wer will kann dann sein Schätzchen auf Ausstellungen bewundern lassen.

Wichtig ist auch die Elektrik! Wir haben drei 1050er, zwei Benziner und einen Diesel. Bei allen hat es geknistert wenn man bei laufenden Motor an den Kabel gewackelt hat. Die Kabel sind auch schon alt und brüchig, viele Vorbesitzer haben rumgebastelt und vieles verschlimmbessert.

Robert

Moin Robert und Benjamin,

klar, bei einem so alten Fahrzeug bin ich davon ausgegangen, daß die Elektrik eh neu gemacht werden sollte.

Das ist eine Arbeit, die ein etwas technisch begabter Oldtimerbesitzer leicht selbst machen kann. Einen Schaltplan findet man hier im Netz.
In den meisten Fällen sind sonst Fehler wegen Masseprobleme vorprogrammiert. Brüchige Isolierungen, schlechte Quetschungen mit Billigzangen, wackelnde Steckkontakte und Grünspan an den Kabelenden können einen sonst zur Verzweiflung bringen.

Also möglichst großen Kabelquerschnitt wählen mit richtiger Isolierung, ordentliche Quetschzange mit guten Quetschverbindern, Schrumpfschlauch an den Enden, gereinigte Steckverbindungen, Aderendhülsen und an jede Verbindung Vaseline. Dann klappt es auch mit der Elektrik.

Hallo zusammen,

sorry, dass ich mich erst jetzt melde.

Zuersteinmal vielen herzlichen Dank für Eure Tipps.
Ganz jungfräulich bin ich nun nicht. Ich hatte mal einen alten BMW (25 Jahre alt) und habe hier und da geschraubt. War aber schon ein Einspritzer. Ich meine die Gutbrod sind Vergasermotoren oder Diesel. Werkzeug wäre auch noch vorhanden.
War schon bei einem Landmaschinenmechaniker und habe mich schon mal erkundigt. Von Vergaser sprich Benziner hat er mir abgeraten. Eher Diesel.
Problem ist nur, dass ich im Treckerbereich nicht abschätzen kann, was z.B. ein guter Preis ist. Welche Mägel kann er haben, was noch reparabel ist. Ersatzteile ja teilweise schon rar und ich möchte eigentlich nicht 2-3 weitere als Ersatzteilespender zulegen. War ehr dazu gemeint mit den Kids ein paar Runden zu drehen und im Garten ein wenig zu arbeiten. Also eher was fortfahren und so. Elektrisch Kabel austauschen und so sehe ich nicht das Problem. Eher Richtung Motor usw.

Grüsse

Benjamin

Die Benziner sind nicht anfälliger als die Diesel. Wenn die gut gemacht sind laufen die richtig gut und ewig.
Zum im Garten rumfahren tut es auch ein Aufsitzmäher, doch zum Spaß haben brauchts schon was gescheites.
Meine Frau und ich fahren zum Spaß mit den Gutbrods oft raus, über Feldwege geht es irgendwo hin zum Picknick. Macht schon Laune, entschleunigt und die Menschen lächeln und grüßen freundlich wenn man mit 10 km/h vorbei fährt. Daheim ziehen die Trecker den Anhänger mit Grünschnitt übers Gelände, transportieren Heu auf die Koppel, mähen und und und.

Reparieren kann man eigentlich alles und Teile finden sich eigentlich auch immer. Mehr als 2000 Euro für einen 1050 Diesel würde ich nicht ausgeben und nur wenn er gut ist, bzw gut gemacht wurde. Die Optik spielt zumindest bei mir keine Rolle, die Technik muss pasen. Zur Zeit sind ein paar gute Diesel bei E..y Kleinanzeigen drin, da würdest bestimmt was finden.

Wartung? Ab und an nach dem Ölstand schauen, einmal im Jahr das Öl wechseln. Beim Benziner mal eine neue Zündkerze und das war es. Ok, alle paar Jahre das Öl im Getriebe wechseln.

Anfängergeeignet? Also der Kleine vom Nachbarn (5) kann schon ganz gut mit dem Trecker fahren. Ist ja auch nicht schwer. Die Modelle nach 1970 (normale H Schaltung) lenken sich leichter. Geschaltet wird eh nur im Stand. Motor anlassen, gewünschten Gang einlegen, Kupplung kommen lassen und per Handhebel (Gashebel) die gewünschte Geschwindigkeit einstellen und der Gutbrod fährt. Und wie gesagt, wenn die Technik in Ordnung ist, braucht man keine Angst haben. Die Dinger funktionieren seit 50 Jahren.
Ich würde mir einfach einen in der Nähe raussuchen, hinfahren und anschauen. Wenn der Funke überspringt...

Robert

Moin Benjamin,

ja, wenn Du einen Landmaschinenmechaniker fragst, rät der immer zum Diesel. Der hat keine anderen Erfahrungen.

Du willst ja nicht 4 Tage lang 12 Stunden pflügen und mußt auch nicht auf einen supergeringen Spritverbrauch achten. Aber was Du im Unterschied zum Benziner nach kurzer Zeit merken wirst, ist die Geräuschentwicklung. Auch der Nachbar wird es Dir danken, wenn Du einen Beziner nimmst, falls Du im Garten damit arbeitest .

Hier im Netz ist auch eine gute und ausführliche Reparaturanleitung für den Fall der Fälle. Damit wirst Du als BMW-Schrauber gut klar kommen.

Wenn bei der Probefahrt soweit alles stimmt und der Motor rund läuft und auch gut Gas annimmt, keine ungewöhnlichen Geräusche auftreten und auch nichts ausgeschlackert ist, solltest Du zugreifen. Nach der erforderlichen Kontrolle aller Einstellwerte kannst Du einen Gutbrod mit geringem Wartungsaufwand dann noch jahrelang fahren.

Der Vorteil bei den kleineren 1000ern ist, daß nicht mit Getriebeproblemen, wie etwa bei den großen 2000ern zu rechnen ist. Außerdem gibt es viele Zusatzgeräte wie verschiedene Mähwerke, Beetfräse, Schneepflug, Kehrwalze, Obstspritze. Schneefräse u.s.w. Auch lassen sich Holzspalter, Kreissäge und Asthäxler damit betreiben, wenn man Lust hat diese entsprechend umzurüsten.

Schau Dir mal die Betriebsanleitung, Reparaturanleitung und Ersatzteilliste unter Gutbrod-Schrauber, PDF zum Download an. Dann hast Du einen guten Überblick auf das, auf das Du Dich einlassen willst.