Hallo Carsten,

ich wiederhole hier nur kurz, was ich aus dem Video und Deiner Nachricht verstanden habe, um eine Diagnose aus der Ferne abzugeben:

Das Einlassventil hat ein Maß von 0,4 mm und das Auslassventil ein Maß von 0,2 mm.
Am Auslassventil kann man beginnen das Spiel einzustellen, ist eine rein lustbetonte Frage, also aus technischem Blick nicht wirklich notwendig. weil in der Toleranz.

Das Einlaßventil zeigt einen Wert von 0,4 mm. Das ist eindeutig zu hoch. Sollte die Zünd OT Stellung beim Messvorgang korrekt gewesen sein, wovon ich hier jetzt mal ausgehen will, dann schließt das Ventil nicht und kann das angesaugte Gemisch nicht final aureichend verdichten und auch nicht im technischen Sinn korrekt verbrennen, =mangelhafter Leerlauf und schlechtes Startverhalten.

Mir fallen zwei Dinge dazu ein: 1. es ist ein Stück Dreck bei der Demontage des Motors in den Ansaugkanal gefallen und nun liegt der Ventilteller auf dem Schmutzpartikel auf oder zweitens das Ventil schließt auf Grund eines Ventilschadens nichtmehr richtig.

in beiden Fällen würde ich die Kompression mit einem Kompressionsdruck Messgerät messen. Es sollte ein Wert deutlich über 6 Bar heraus kommen (ohne jetzt mal die Gutbrod Doku zu studieren...). Bei dem Einlassventilspiel von 0,4 mm ist mit einem Wert um 3 - 4 Bar (je nach Messgerät) zu rechnen...

Bevor der Motor jedoch zerlegt wird, bitte erst mit der Druckluftpistole in das Zündkerzenloch bei voll geöffnetem Einlassventil (=Ansaugtakt, Kurbelwelle entsprechend drehen) blasen, um mögliche Partikel "aus" dem Motor entgegen der Gasströmungsrichtung zu entfernen. Nun die Motorkompression erneut messen. Sollte sich der Kompressionswert nun erhöht haben, dann einfach den Motor sauber wieder zusammen bauen, er baut ja nun eine Verdichtung auf und arbeitet bis an diesem Punkt der Motorfunktion wie er soll.

Ich habe es einmal erlebt, dass ich eine M6 Hutmutter vor einem Einlassventil liegend im Ansaugkanal in einem hoch drehenden Motorradmotor gefunden habe. Diese Mutter war zwar nichtmehr als solche verwendbar, sie wurde durch die Bewgungen des Ventiltellers rund opiert, hatte aber keinen Schaden verursacht.

Ich will damit sagen, dass die MAG Motoren in unseren Gutbrod Maschinen Arbeitsmaschinen sind und naturgemäß so mancher Schmutzbelastung unterliegen. Es sollte zwar auf keinen Fall vorkommen, dass Schmutzpartikel durch das Filtersystem in den Ansaugtrakt gelangen, so dass am Ende 0,4 mm Einlassventilspiel entstehen, dennoch hantieren wir auf Grund von Reparaturfällen daran herum, so dass wir hin und wieder selbst die Fehlerursache für entstandene Fehler sein können.

Ic würde den Motor nun wieder einbauen (wenn nicht schon geschehen) und nochmal mit der Start- und Fehlesuchprozedur beginnen. Ich weiß, ist nicht sehr zufriedenstellend, meine Aussage, aber sie entspricht der technisch richtigen Vorgehensweise!

Gruß Sborsti

Moin zusammen,

Sborsti hat da was verwechselt
Ich korrigiere andere ungefragt nicht gerne und habe dabei auch ein schlechtes Gewissen, muß hier aber einschreiten.

Zu großes Ventilspiel ist keinenfalls ein Indiz für nicht schließende Ventile. Das Gegenteil ist der Fall: Das Ventil öffnet nicht mehr ganz.

Folge bei einem Einlaßventil ist:

- Ventil öffnet später
- Ventil schließt früher
- Durchströmöffnung wird kleiner
- Füllung wird geringer (insgesamt kommt weniger Gemisch in den Zylinder)
- Leistungsabfall
- verstärktes Ventilklappern
- verstärkter Ventilverschleiß durch einhämmern

Um das Ventilspiel einstellen zu können ist das Spiel so genau wie möglich zu messen. Da genügen nicht Blattlehren mit einer Abstufung von einem halben Zehntel. Wenn man 0,4 mm gemessen hat, muß man noch mit 0,41 kontrollieren, ob die nicht auch durch geht und wenn ja, mit 0,42 probieren.
Beim MAG kann nicht mittels Schraube und Kontermutter eingestellt werden. Es gehört etwas Rechenarbeit dazu. Darum genau messen und genau rechnen, bevor man die Ventifeder ausbaut und dann die richtig errechneten Beilagen einfügt oder entnimmt. Dann wieder Feder einbauen und erneut Ventilspiel kontrollieren. Hat man sich verrechnet oder nicht genau gemessen, muß die Ventifeder wieder raus. Sorgfalt ist hier angesagt.

Zuwenig Ventilspiel verhindert bei heißem Motor das komplette Schließen
Kein Ventilspiel verhindert von vornherein das Schließen des Ventils. Dann sind Schäden garantiert.

Hallo Blaubär,

was Du schreibst stimmt. Wahrscheinlich habe ich mich undeutlich ausgedrückt, in dem, was ich darstellen wollte.

Mir geht es nicht um die Philosophie was ein zu geringes und ein zu großes Spiel bedeutet. Mir geht es um den Grung des "abnormal" hohen Spiels von 0,4 mm.

Wie ich beschrieben habe, ist ein Schmutzpartikel als Fehlerverursacher hier möglich, so dass das Ventil nichtmehr auf seinen Sitz zurück kommen kann und zwischen Teller und Sitzring durch die Ventilfeder eingeklemmt werden könnte. Daher auch die Beschreibung der Druckluftpistole durch die Kerzenöffnung bei von Hand gedrehtem Motor, um mögliche Partikel aus dem Motor Brennraum zu entfernen.

War das verständlicher?

Gruß Sborsti

Moin Sborsti,

ich habe verstanden, was Du meinst. Aber kann das bei einem Benziner sein?

Die bleiben im Vergleich zu Dieseln im Schwerölbetrieb doch sehr sauber und die Ventilfedern haben ja einiges an Power.

Carsten sollte eigentlich beurteilen können, ob so große Partikel vorhanden waren. Er hatte den Zylinderkopf ja ab. In einem vorherigen Video war alles pikobello sauber. Ich glaube aber, er hat vorher gewienert.

Hallo Blaubär,

ich beziehe mich in meinem Schreiben nicht wesentlich auf die innermotorischen Ablagerungen, wo auch eigentlich keine entstehehn sollten. Zumindest der Ansaugtrakt sollte sauber sein. Dennoch habe ich einmal eine Suzuki GSX R 400 gesehen, die hatte kaum Leerlauf. Nach Vergaserdemontage und Reinigung war das Unglaubliche entdeckt worden: der Ansaugtrakt war vollkommen verkokt, so dass kein Gaswechsel mehr statt finden konnte. Dieser Schaden hatte seine Ursache im Kurzstreckenbetrieb.

Viele der Gutbrod Traktoren laufen auch heute noch in diesem Streichel Mode, auch hier ist der Kurzstreckenbetrieb einfach schlecht für den Motor. Wenn das Motoröl nicht auf Betriebstemperatur kommen kann, dann wesuche ich den Gutbrod lieber stehen zu lassen.

Nun zu den Schmutzpartikeln: Es gibt ein Sprichwort, das so lautet: wer was macht, macht was falsch...

Damit ist gemeint, dass bei Montagearbeiten an unseren Maschinen manchmal unbedacht gearbeitet wird. Man baut den Luftfilter ab, weil man seit langem das Blinkerkabel ersetzen will. Man vergisst, den Ansaugtrakt nicht abzudecken und schon liegt der Schmutzkrümel im Ansaugtrakt.

Auch die Ventilfedern sollen nur die Ventile schließen. Für Schmutzzerkleinerung sind diese nicht konstruiert worden.

Gruß sborsti

Moin Sborsti,

ja, stimmt.
Nach murphys law passiert irgendwann alles, was passieren kann.

Moin Carsten.

es muß ganz klar feststehen, welches das Ein- und welches das Auslaßventil ist. Hier darf nichts verwechselt werden.
Anschließend muß klar sein, wie das Ventilspiel korrigiert weden soll.
1. durch beilegen oder entfernen von dünnen, runden Stahlplättchen
2. durch austauschen der Stoßtassen" (das ist der Weg den MAG vorgibt)

Zu 1.
- das Maß O mittels Fühlerlehre so genau wie möglich ermittel. Dabei muß die Nockenwelle so stehen, daß sich der Stößel auf deren Grundkreis befindel und tatsächlich das größtmögliche Spiel ermittelt werden kann.
- vom Maß O den zulässigen, vorgeschriebenen Wert abziehen. Dann erhält man den Wert, der in die Stoßtasse eingelegt (positives Vorzeichen) oder entfernt (negatives Vorzeichen) werden soll.
- sind die zur Verfügung stehenden Plättchen in den genauen Dicken nicht vorhanden, diese so benutzen, daß ein Spiel in der Toleranz bleibt. Besser ist ein Spiel im oberen Bereich als im unteren Bereich. Niemals darf das Spiel zu klein sein, dann kann es dazu kommen, daß das Ventil nicht mehr richtig schließt, was Schäden zufolge hat.

So, wie Du es beschrieben hast, ist es schon in Ordnung. Nur woher die Plättchen nehmen?
Es gibt harte Beilageblechstreifen, oftmals von der Rolle, die man sich zuschneiden kann. Bei nicht zu dicken Maßen geht das noch mit einer Schere. Danach benötigt die Schere aber einen neuen Schliff.
Auf keinen Fall ALU-Blech nehmen. Das ist viel zu weich.

Zu 2.
- gleich verfahren wie unter 1.) in den ersten beiden Absätzen
- die Stoßtassen ausbauen und das vorhandene Maß Z ermitteln. Mit der Schieblehre die Gesamthöhe messen und mit der Tiefenlehre die Tiefe der Bohrung ausmessen. Den letzten Wert vom ersten abziehen und den Wert Z für jedes Ventil notieren. Hier dürfen die Tassen nicht verwechselt werden. Diese weden von vornherein unterschiedliche Maße haben.
- das neue Maß Z der neu zu benutzenden Stoßtassen ausrechnen. Bei zu großem Spiel zum ermittelte Maß Z den Wert der Korrektur dazu zählen.
- neue Stoßtassen, nun mit dickerem Wert Z, besorgen und einbauen
- auch hier, lieber ein halbes Zehntel mehr Spiel, als zuwenig

Es sollten noch Stoßtassen in den benötigten Dicken bei MAG-Motoreninstandsetzern geben, die man dann einbauen kann.
Selber bauen, soweit eine kleine Drehbank zur Verfügung steht ist keine Kunst. Das Problem ist nur das Materieal. Die Tassen müssen hart sein.
Man könnte es mit Silberstahl (Handesname) probieren und selber härten und nicht anlassen.

Das hält erst mal eine Weile. Wie lange stellt sich sicherlich in einem Menscheleben heraus.

Bei Deiner Berechnung der Stoßtassen hast Du (so wie ich das verstanden habe) den jetzigen Istzustand berechnet. Was fehlt ist der dazugerechnete Korrekturwert. Die neuen Tassen müssen einen dickeren Z-Wert haben oder?

Moin Carsten,

nichts ist beständig, außer die Veränderung.

Will heißen, alles verändert sich durch Verschleiß, Alterung oder einfach, weil der Mensch un- oder willkürlich etwas verändert. Oder überhaupt, weil die Zeit sich verändert.

Schau mal in die Tasse, die Du in einem vorherigen Foto gezeigt hast. Die ist innen schon ordentlich "eingestoßen". Also ist das Z-Maß geringer geworden.
Bestimmt haben sich auch die Nocken der (Nocken-) Steuerwelle etwas "abgeschliffen". Auch die Ventilschäfte sind etwas platt gehämmert. Beim Viertakter wird alle 2 Motorumdrehungen einmal auf die Ventile gehämmert, was bestimmt zur Verkürzung aller beteiligten Teile beiträgt. Etwas ausgeglichen wird das,Ganze aber dadurch, daß auch die Ventilteller in ihre Sitze hämmern und sich dadurch einarbeiten.
Der Verschleiß wird beschleunigt, wenn man zu großes Ventilspiel nicht frühzeitig ausgleicht. Zu großes Ventilspiel beschleunigt das Einhämmern und das Spiel wird schneller noch größer. Besonders werden bei Deinem alten Motor die Ventilsitze beansprucht. Beim MAG-Motor sind die Ventilsitze einfach in das Gussmateriel des Zylinderblocks eingearbeitet Da gibt es keine eingeschrupften Panzerstahlsitze, wie bei allen ALU-Motoren oder Konstruktionen neuerer Zeit.

Motoren werden in der Regel so konstruiert, daß der Verschleiß so wirkt, daß das Ventilspiel gaaaaanz langsam größer wird. Dadurch werden die Ventilöffnungszeiten etwas kleiner und der Motor verliert ganz langsam an Leistung.
Schlimmer ist es, wenn das Ventilspiel zu klein ist. Nach dem Anlassen des Motors und der damit verbundenen Erwärmung dehnen sich alle Teile etwas aus. Auch die Ventile werden länger. Das Auslaßventil wird wegen des heißen Abgases sehr viel wärmer als das Einlaßventil. Damit die Ventile auch dann noch sicher komplett schließen können, wird bei kaltem Motor ein gewisses Ventilspiel benötigt. Beim Auslaß mehr Spiel als beim Einlass.

Ist das Ventilspiel vergrößert läuft der Motor natürlich noch, aber mit geringerer Leistung. Das geübte Ohr hört auch das "Klappern" der Ventile. Das Ventilspiel sollte bei kaltem Motor je nach Laufleistung einmal im Jahr konrolliert werden. Bei wenig Betriebsstunden reichen auch alle zwei Jahre. Bei zu geringem Spiel ist sofortiges Einstellen notwendig. Dann schließen die Ventile nicht mehr richtig, die Kompression wird ziemlich schnell weniger, Es kommt zum Patschen in das Ansaugrohr und zu glühendem Abgasrohr. Die Ventilteller verbrennen und die Ventilsitzflächen bekommen ein Strucktur wie Urgroßmutters Waschbrett. Über kurz oder lang springt der Motor nicht mehr an.

Als Beilegeblättchen würde auch Material von der Ventillehre funktionieren, die aber ziemlich paßgenau gearbeitet werden müssen. Es bietet sich grobes Ausschneiden an, mit anschließendem Schleifen ohne anzulassen oder zu glühen. Also immer schnell ins Wasser zum Kühlen.
Hast Du eine Drehbank (kann schon eine für 450 € sein) zur Verfügung, könnte man die Tassen auch aus Silberstahl drehen. Innen mit einem dünnen Bohrer (2mm) freibohren und mit einem 8,1mm Bohrer vorbohren, dann mit einem 8mm Fingerfräser die letzten 2-3mm bis auf das Endmaß ausstechen, damit der Grund der Bohrung flach ist und nicht die 118° des Bohrers aufweist.
Das Teil glühen und in Wasser abschrecken. nicht anlassen. dann ist es voraussichtlich hart genug.