Ich entroste hier mit Waschsoda und Strom. Das funktioniert eigentlich ganz gut, solang man keine Legierungen in die Suppe schmeißt. Neben Rost löst sich auch Dreck und Farbe wunderbar ab. Man kommt alledings schlecht bis gar nicht in innenliegende Bereiche. Da müsste ich eine von den Elektroden quasi in den Tank stecken. Ölschmock hingegen rücke ich erstmal grob mit Spachtel, Drahtbürste und Bremsenreiniger zu Leibe. Letzteren kaufen wir zu zweit im 30l-Gebinde. Kostet dann ca. 45€ der Kanister statt 4€ die Dose mit 400ml. Man braucht nur eine Drucksprühkanne mit geeigneten Dichtungen dafür. Die liegt zwischen 10 und 20 Euro. (HEK<10€)
Bremsbelag/Bremsband in 4x30mm als Meterware und Kupfernieten 3x8 hab ich bei FK-Söhnchen bestellt, kannste aber auch bei einem beliebigen Anbieter in der Bucht beziehen, eventuell auch beim LaMa-Fritzen. Bearbeiten geht mit Säge und Feile problemlos. Im KFZ-Teilehandel haben die mich hingegen angeschaut wie E.T. Kann durchaus sein dass unter dem Dreck der bisherige Belag einfach gebrochen und verkantet ist.
Wie zu erwarten war habe ich den Wellendichtring in Sondermaß nicht bekommen. Das Standardmaß 40x68x10 wäre hingegen mehrfach verfügbar gewesen. Ich habe ja prophylaktisch beim LaMa-Handel schon einen in 40x52x7 mitgenommen um den ggf. mit einem Adapter einzusetzen.
Jetzt das Problem: Die Drehbank ist eine uralte ausgelutsche und verbastelte Kiste, und der Bediener hat nicht all zu viel Erfahrung damit. Ideale Voraussetzungen für einen Adapterring mit einer inneren und äußeren Passung
Also frisch ans Werk: Man nehme ein Stück WGSR-Rundmaterial* mit 70mm Durchmesser. Eine mittige Bohrung war schon vorhanden. Auf der Ständerbohrmaschine wurde mit der Lochsäge erstmal ein Kern von ca. 38mm ausgebohrt Dann das ganze G'lump auf die Drehbank gespannt und erstmal die vorderseite überplant. Das war der einfache Teil.
Als nächstes die Außenseite von dem Rundmaterial auf Maß bringen. Kugellager hat 68mm Außendurchmesser und passt saugend in die Gehäusebohrung. Das Ziel ist also ein Ring mit Nenn- oder minimalem Übermaß. Wenn ich Mist bauen sollte, kann man 1-2 Zehntel auch noch mit dem Dichtmittel zurecht pfuschen.
Ich kann mit der kleinen Maschine eh nicht all zu viel auf einmal abnehmen, also 1/10-weise dem Zieldurchmesser angenähert: 68,1 Nochmal einen Schlichtgang drüber: Der Digitalmessschieber zeigt zwischen 68 und 68,05 an, also leichtes Übermaß für eine Presspassung. Das bleibt erstmal so. Dranhalten geht jetzt leider nicht, denn wenn ich das Werkstück ausspanne, ist die Wahrscheinlichkeit es exzentrisch wieder einzuspannen sehr hoch. Und dann habe ich nach dem nächsten Schnitt kein rundes Werkstück mehr sondern ein Ei.
Also erstmal weiter gemacht und angefangen auf der Innenseite auszuspindeln. Die Maschine Rappelt zu Anfang noch ganz gut wegen dem unterbrochenen Schnitt, aber nachdem die Überstände egalisiert sind, geht das ganz gut.
Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. "Schruppen" heißt bei der Maschine im Bereich 2-4 Zehntel Material abnehmen. Kurbelt man halt ein bisschen mehr... Den letzten Rand hinten drin musste ich stehen lassen damit der Ausdrehmeißel nicht mein Futter mit ausdreht. Ist aber kein Problem da der Teil nacher eh abgeschnitten wird.
Abgetrennter Ring, in der Höhe noch mit Übermaß. Ist: 9,5mm. Soll: 7,5mm Also noch ein paar Mal drüber planen. Außerdem innen und außen jeweils eine Fase andrehen. Dann tut man sich beim eintreiben leichter.
Fertiger Ring Innenmaß sind zwischen 51,9 und 51,95 - also leichtes Untermaß damit der Simmerring gut hält. Hält sogar sehr gut, ging aber mies rein. Also beim nächsten Mal noch 1-2/20 mehr rausnehmen.
Passt. Mit etwas Klopfen ging er problemlos rein. Für das gute Gewissen ist auch noch etwas Fügen Welle/Nabe drin. Was fehlt? Richtig, der Simmerring. Den hätte ich eindeutig zuerst einsetzen sollen. Das wäre deutlich leichter gewesen als den jetzt zwischen Ring und Achse einzusetzen.
Feddich!
Und wieder montiert.
Beim Zusammenbau bin ich wieder über die Verstellfelgen gestolpert. Eine wird morgen noch ein wenig modifiziert sodass man sie weiter klemmen kann. Auf Dauer gehört die aber ersetzt.
ToDo: - Bremsen einstellen - Verstellfelge anpassen - Kleinscheiß wieder dran schrauben - Garageneingang frei räumen damit die Mühle raus fahren kann
*) WGSR-Material: Was-gerade-so-rumliegt. In diesem Fall war es sogar ein C45-Stahl, extra für spanende Bearbeitung aber schlecht bis gar nicht schweißbar.
PS: Sowohl die Drehmeißel als auch mein Bohrersatz MK2 14-20mm für die Standbohrmaschine sind aus der Low-Cost-Ecke. Ich habe sie aus dem Netz, die Sätze werden aber überall unter verschiedenen Namen angeboten. Im örtlichen Baumarkt laufen die z.b. unter dem Güde-Namen mit. Frisch aus der Packung hat in beiden Fällen nichts geklappt. Keine sauberen Löcher, kein sauberer Schnitt auf der Drehbank. Nachdem ich praktisch alle Werkzeuge einmal scharf geschliffen habe funktionieren sie hingegen einwandfrei und ohne übermäßige Verschleißerscheinungen. Das Material selbst scheint somit ok zu sein.
An einer der Schrauben vom Getriebe tropfte es heute nacht noch ein wenig, aber das ist nicht was Dirko nicht hin bekäme... Losmachen, Dichtmasse drauf und mit Unterlegscheibe wieder zu. Dafür zerleg ich jetzt nicht wieder das ganze Getriebe. Außerdem habe ich ein Funken zwischen Auspuffhalter und Rahmen bemerkt wenn die Maschine wackelte. Offenbar war die Masse vom Motor über die Lichtmaschine nicht besonders gut. Vermutlich Schmock-Reste unter den ganzen Schrauben. Kurzerhand wurde daher noch eine Masseleitung zum Kupplungsgehäuse spendiert.
Ansonsten habe ich den Anzugsbereich der einen Verstellfelge etwas angepasst. Jetzt kann man sie wieder fest stellen.
Dann habe ich die Maschine ausgeliefert und wir (d.h. der Besitzer und ich) haben eine ausgiebige Probemahd gemacht. Bei 20cm Gradhöhe muss der Kleine sich zwar etwas anstrengen, aber das Mähwerk kommt durch. Nach 1,5 Betriebsstunden keine Ausfälle.
Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.
So, ich melde mich noch einmal zurück. Die Aufgabe "Setze den Gutbrod instand" ist soweit bis auf eine Kleinigkeit (Anhängerkupplung/Gerätehalterung) abgeschlossen. Der Besitzer ist superglücklich mit der Maschine. Sie springt an und zieht so gut wie schon lange nicht mehr meint er. Und im 1. Gang habe sie sich auch durch das 30-40cm hohe Gras auf der Brachwiese gekämpft. Ich habe vorsorglich mal meine Erbschaftsansprüche angemeldet 47 Jahre hat sie schon auf dem Buckel, wen jucken da noch 30 oder ein paar mehr zusätzlich?
Eigentlich wollte ich ihn ja nur reinigen und die Elektrik machen, aber wenn man schonmal dran ist... Zur völligen Restauration hätte man die Maschine noch lackieren müssen. Das wäre aber ein massiver Mehraufwand gewesen. Soll er die Patina doch behalten. Es gibt keine Stellen an denen durch Rost die Materialstruktur ernsthaft gefährdet wäre oder auf absehbare Zeit gefährdet wird.
Insgesamt habe ich für diverse Ersatzteile um die 400€ ausgegeben. Die größten Batzen waren dabei alle Gleitlagerbuchsen die ich finden konnte, Kugellager + Simmerringe sowie die Motordichtungen. Elektrozeug habe ich ohnehin da, da musste ich nix extra bestellen.
Der Vollständigheit halber hier mal noch meine Bezugsquellen:
Buchsen: Caspar Gleitlager; betreiben ihren Onlineshop auf ebay. (Eine wunderbare Plattform wenn man nicht weiß wo man suchen soll). Die Preise sind ok, an der Ware habe ich nichts auszusetzen gehabt.
Lager, Simmerringe, Kleinkram: Landhandel um die Ecke (Fa. Böckl in 92681 Erbendorf). Die Preise sind natürlich höher als im Internet, ich brauche mir aber um die Qualität keine Sorgen machen. Wenn die nicht stimmte, würden die Landwirte das schon reklamieren... Und die finden auch die Teile wenn man das Google-Suchwort nicht weiß. Den Gummiring für den Betriebsstundenzähler hat der Seniorchef anhand meiner Beschreibung aus dem Katalog gesucht und ab Lager da gehabt. Waren dann 3,50€ oder sowas. Vorteil: Man kann nach der Arbeit eben hinfahren und bekommt die Teile sofort auf den Tresen! Hier gabs auch den Spritschlauch als Meterware. Für WIMRE 1,25 den Meter brauch ich nicht bestellen oder feilschen. Hier gabs auch das Dichtpapier in verschiedenen Stärken und Ausführungen als Meterware. Nur die Kopf- und Krümmerdichtung habe ich bei der bereits öfters verlinkten Firma bestllt.
Bremsbelag, Kupfernieten, Bowdenzüge, Kleinkram: FK Söhnchen. Online-Landhandel. Das Sortiment ist umfassender als beim Laden um die Ecke. Die Preise sind normalerweise recht günstig und der Laden kann Bankeinzug, daher normalerweise flotte Lieferung ohne viel Hickhack. Die kann man auch noch ganz normal anrufen ohne in einem Callcenter zu landen.
Strom: Zündschloss, Blinkerrelais usw. von diversen Internet-Händlern. Für farbcodierte Fahrzeugleitungen habe ich mir vor einiger Zeit mal ein Sortiment bei Kabelknecht.de zusammengestellt. Flachstecker, Rohrkabelschuhe, usw. hatte ich ebenfalls schon da. Die Schweißleitung für den Dickstrom bekommt man beim Bosch-Dienst oder im Fachhandel als Meterware. Der örtliche Elektriker kann sie auch bestellen (dauert dann halt 1-3 Tage). Die Crimpzangen für Flachstecker gabs übrigens vor einigen Jahren mal beim Pollin (Elektronik Resterampe) und Pressen für Rohrkabelschuhe gibts für kleines Geld in der Bucht von diversen Chinesen. Wenn man nicht zertifiziert crimpen muss tun die Dinger es ganz locker und man braucht keine 300€+ für Klauke ausgeben.
Da ich nun erstmal keinen Gutbrod mehr an den Fingern habe verabschiede ich mich an dieser Stelle wieder aus dem Forum. Solang der Account aktiv bleibt, kann man mir natürlich noch PM schicken. Da gibts dann ja eine eMail-Benachrichtigung.
Nachtrag: Vielen Dank an die ganzen Leute die ihre Erfahrungen hier schon geschrieben haben. Das hat mir durchaus weiter geholfen da sich ansonsten die Infos im Netz eher spärlich ausnehmen. Auch die Seite von Harald fand ich an manchen Stellen ganz hilfreich. Da weiß man zumindest in etwa was einen erwartet.
Servus, nach Abnehmen von meinem Getriebe finde ich einen ordentlichen Schmodder am Getriebestummel. Ursache ist wohl der Wellendichtring. Den kann man ja im Onlinehandel beziehen (40x68x7) und muss dann wohl nicht unbedingt irgendwelche Distanzstücke drehen Kann der Wedi ausgetauscht werden, ohne großes Getriebe-Zerlegen? Was sollte beim Wechsel des Dichtrings beachtet werden?
Danke für die ganzen Infos, und bis bald, ich glaube wenn man mal Blut geleckt hat kommt man nicht so schnell wieder weg
Ich habe auch mitgelesen. In guten berichten schreibt man nicht einfach dazwischen. Da lehnt man sich zurückt und geniest. Danke!!!
123456789011121314151617181920 "Arbeitszeit = Lebenszeit. Wenn meine Arbeitszeit sinnvoll und wertvoll ist, dann gewinne ich sinn- und wertvolle Lebenszeit"
Der WeDi ist einfach von außen eingesetzt. Den kannst du raus popeln und einen Neuen einsetzen. Dahinter befindet sich ein Metallring in einer Nut der das Antriebswellenlager in seiner Position hält. Das Lager ist eine offene Ausführung, du solltest also sauber arbeiten damit kein Schmock rein kommt und bei der Gelegenheit mal nach Pitting schauen. Lager und Ring bekommst du nur raus wenn du die beiden Gehäusehälften trennst.
Servus Deneriel, ja danke, werde ich machen wie vorgeschlagen, Wedi ist heute eingetroffen. Aber was bitte ist "Pitting" ??? Übrigens, die (Sechskant) Verstellschrauben der Bremse hab ich rechteckig geschliffen, das funktioniert prima
Pitting ist eine von vielen Verschleißerscheinung an Kugellagern wenn aus der gehärteten Laufbahnoberfläche oder den Kugeln durch Korrosion und Einwirkung von Dreck Stücke aus der Oberfläche herausbrechen. Es gibt noch andere Arten von Lagerschäden aber Pitting ist vergleichweise einfach mit bloßem Auge zu erkennen und ein Zeichen dafür dass der Austausch des Lagers dringend erforderlich ist.
Google mal danach. Da gibt es Handreichungen der Hersteller mit den unterschiedlichen Schadensbildern.
Gutbrodhilfe
Thema drucken
08.07.2017 00:13
Antworten
